Das Jahr 2011
Ausblick 2012
Liebe Mitstreiter, Unterstützer, Freunde und Freundinnen unserer Arbeit, herzlich willkommen im Jahr 2012!
Viele Auguren in den Medien reden davon, „das Schlimmste“ sei jetzt wohl überstanden, Deutschland blicke wieder optimistisch in die Zukunft, auch wenn die Weltwirtschaft und der Euro kränkeln.
Dieser bedenklich schmale Blickwinkel dieser Kaffee- , Zins- und Hebesatzleser auf Hauptsache-Ruhe und weiter-so-Stabilität macht mir demgegenüber große Sorgen. Das, was manche bei ihrer Urlaubsplanung erschaudern lässt – Hunderttausende Bürger, die von Tunis bis Stuttgart, von Kairo bis Moskau für Demokratie auf die Straße gehen, macht mir dagegen gerade Hoffnung: von diesem „Schlimmen“ gerne mehr! Vor wenigen Wochen war ich selber in Tunis und begeistert von der Aufbruchstimmung der Menschen, die gerade ihren ersten demokratisch gewählten Präsidenten vereidigen ließen.
Demgegenüber scheint der immer bedrohlicher werdende Klimawandel fast aus den Nachrichten verdrängt. Kanada bricht internationale Verträge und steigt einseitig aus „Kyoto 1“ aus, denn Menschenschutz koste zu viel Geld; also will seine Regierung die wissentliche Zerstörung der Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen weltweit weiterhin durch Steuerbefreiungen beschleunigen. Dies ist nichts Anderes als die Subventionierung von internationalem Terrorismus. Wo ist der Aufschrei der sogenannten „Zivilisierten Welt“?
Und doch besteht mehr als nur Anlass zur Hoffnung. Die in Deutschland beschlossene Energiewende, die ohne die Pionierarbeit Hunderttausender undenkbar gewesen wäre, löst allerorts Interesse und fast neidische Anerkennung aus. So hatten wir in Glücksburg in diesem Jahr gleich dreimal 25 US-Amerikaner zu Gast , die Anfänge und Umsetzung der Energiewende „made in Schleswig-Holstein“ mit Erfolgen und auch vermeidbaren Fehlentwicklungen studieren wollten. Motto: wenn Deutschland das schafft, dann ist das auch überall sonst auf der Welt möglich. Dieser Verantwortung wollen wir uns weiter stellen!
Doch nun konkret zum Jahr 2011 im Zentrum für nachhaltige Entwicklung:
was hat sich getan?
Jugend- und Erwachsenenbildung
Die absolute Teilnehmerzahl von Kindern und Jugendlichen an Projekttagen war wie erwartet im vergangenen Jahr stark rückläufig, weil mit dem Schwennauhof die übernachtungsstärkste Jugendeinrichtung Glücksburg geschlossen worden war. Mit eigenen Kräften sowie Kai Dobbeck und Kathrina Schipper als Honorarkräften gelang es, die saisonal sehr schwankenden Anfragenkompetent zu bedienen. Ferienpassaktionen zu Solarenergie und Projekte nicht-schulischer Jugendgruppen von der Leuchtpol- Fortbildung für Erzieher bis zum Juleica-Kurs der Stadt- und Kreisjugendringe wurden demgegenüber zusätzlich durchgeführt, zum Teil wie bei FÖJ- und FSJ-Seminaren auch mit zusätzlichen Übernachtungen.
Ein selbst entwickelter Projektbaustein zu Windenergie wurde erstmals mit Kindergartenkindern durchgeführt und machte allen Beteiligten großen Spaß.
Das Projektthema „Wie kommt die Sonne in die Steckdose?“, meist von Heiko Rux und Kai Dobbeck durchgeführt, wurde gegen den Trend deutlich stärker nachgefragt, sicher auch als erwünschte Auswirkung des Solarcups, der am 19.Juni zum drittenmal als Landeswettbewerb mit weiter steigenden Teilnehmerzahlen durchgeführt werden konnte: mit Unterstützung der Bingo Umweltlotterie, Sparkassenstiftung und den vier Solarfirmen S.A.T., MBT, Baltic Solar und SEA wurden fast 1000 Schulen und Jugendgruppen angeschrieben, Tage der Offenen Tür und fünf Messen landesweit mit Infoständen und Mitmachaktionen besucht. Als Schirmherr des diesjährigen Solarcups hielt vor dem Beginn Landesbischof Ulrich persönlich einen Gottesdienst, der wegen des Wetters leider statt OpenAir kurzfristig under cover durchgeführt werden musste. Die Sonne liess dann zu den Finalläufen in der Ultraleichtklasse und der Kreativklasse sowie beim erstmaligen Solarboot-Bauen die kreativen Ideen und stolzen Sieger im passenden Licht erscheinen. Die Presse berichtete wieder ausführlich. Im September schlugen sich die Landessieger wieder achtbar beim Solarmobil-Bundesfinale in Berlin.
Unser weltwärts-Freiwilligendienst solivol hat sich in der Regie von Frank Lüschow trotz zeitweiliger Deckelung der Einsatzplätze durch das zuständige Ministerium mit ca 28 Freiwilligen in Ostafrika stabilisieren können. Mehrere Rückkehrerseminare und die geäußerten Rückmeldungen waren ein Motivationsschub auch für uns, diese Jugend- und Multiplikatorenarbeit trotz wirtschaftlicher Risiken und großer Verantwortung mit hohem persönlichen Einsatz weiterzuentwickeln. Unter www.solivol.org werden unser Profil und typische Einsatzstellen beschrieben. Seit einigen Monaten sind nun erstmals zwei Freiwillige in Äthiopien, außerdem machen sechs junge Leute einen etwas anders strukturierten Einsatz über den Internationalen Jugendfreiwilligendienst IJFD.
Freiwilligenarbeit fängt bei uns im Inland an. Da im Jahrgang 2011/12 eine schleswig-holsteinische
FÖJ-Stelle ruht, musste für unsere im Sommer verabschiedeten Freiwilligen Matthias Nowc und Simon Ottrand die Staffelstabübergabe anderweitig organisiert werden. Einziger „klassischer“ FÖJler ist nun Konstantin Kaesche aus Neuruppin, erste französische FÖJlerin Bertille Kapela und unser erster BuFDi ist der Kieler Ole Gronenberg. Alle sind mit neuem Schwung und Engagement dabei.
Wie im Vorjahr sind auch jetzt wieder mehrere Flensburger Schüler dabei, ein eigenes Projekt zu realisieren. Die neue große Komposttoilette, die von Rainer Ries vom Förderverein detailliert gezeichnet und von Freiwilligen während der Sommer-Workcamps mit dem Service Civil International begonnen wurde, soll bis zum Frühjahr fertig werden. Der Wasserberg im Powerpark wird von Jahr zu Jahr weiterentwickelt. Eine beschädigte Selbstbau-Kleinwindkraftanlage wurde von Flensburger Studenten und Tansania- Rückkehrern runderneuert.
Seit November arbeiten Thomas Rothenburg und Lena Seehausen als Praktikanten an der konzeptionellen Weiterentwicklung des Powerparks um einen CO2-Parcours: der Energeierlebnispark ist teilweise in die Jahre gekommen und bedarf einer gründlichen Reattraktivierung.
Die Erwachsenenbildung ist weiterhin breit aufgestellt. Drei Photovoltaik-Solarschulungen stand diesmal nur ein Solarthermie-Kursgegenüber. Gleich zwei Seminare für Nord-Süd-Austausch zu erneuerbaren Energien konnten 2011 offen ausgeschrieben werden: im März ging es mit Unterstützung von Bingo um Kleinwindkraftanlagen, im Mai in Kooperation mit dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein um dezentrale Versorgung mit Solarenergie. Dazu kamen wieder unzählige Kurse und Führungen für Gruppen etwa von DAAD und dem Studiengang SESAM der Unversität Flensburg, der Universität Kopenhagen und Auszubildenden der KFW bis zum nepalesischen Mönch und sizilianischen Touristik-Schülern. Ungewöhnlich war im vergangenen Jahr die Zunahme an Bildungseinsätzen im Ausland.
Bei zwei Workshops in Amman und Tunis ging es um die Beratung und Unterstützung von Universitäten von Marokko bis Palästina bei der Entwicklung zu Curricula zu erneuerbaren Energien und deren Markteinführung. In Wien durfte ich vor einem zentraleuropäischen Auditorium unsere Erfahrungen mit Produktentwicklungen zu nachhaltigem Tourismus und dem Energie-Erlebnispark vorstellen.
Dazu passte unsere neueste Erfahrung bei Vorbereitung und Durchführung der ersten“Tour de Flens“: mit zwanzig erneuerbar geladenen Elektrofahrzeugen und einem bunt gemischten Teilnehmerfeld von Bürgern bis Bürgermeister führte sie von Sonderborg und dem Projektpartner „Project Zero“ über Flensburg und den Klimapakt nach Glücksburg.
Auch abseits dieser Highlights waren wir 2011 zweimal beim NDR auf Sendung, so bei der bekannten „Landpartie“ mit Heike Götz.
Das Gästehaus konnte durch mehrtägige Seminare, aber auch durch zusätzliche Klassenfahrten mit Programmbausteinen seine Auslastung weiter verbessern. Nach langjähriger rein ehrenamtlicher Arbeit hat Gyde Diederich nun eine Teilzeitstelle im Gästehaus, ebenso wie Martina Jánssen, die vor 20 Jahren als Leiterin eines SCI-Workcamps zum erstenmal artefact kennenlernte.
Neben der weiterhin erfreulichen Zusammenarbeit mit dem ökologischen Reiseveranstalter renatour hat sich auch eine engere Kooperation mit der Fachschaft sowie dem Alumni-Kreis der Energie- und Umweltmanagement- Studenten der Universität Flensburg entwickelt , die inzwischen zu regelmäßigen Belegungen führen. Auch allen anderen Erst- und Stammgästen, Urlaubern wie Familienfeierern, Chorund Theaterprobanden gilt es für ihre Treue oder erstmalige Buchung zu danken. So manche Freundschaft hat sich im Laufer der Jahre daraus entwickelt.
Die nun fast abgeschlossene Erweiterung um weitere fünf Zimmer im ehemals hohlen Powerhaus ist nicht nur in der Hauptsaison dringlich. Bei großen Gruppen oder Einzelzimmeransprüchen ist sie Voraussetzung für die gesamte Buchung. Während durch großen Einsatz eigener Kräfte und Unterstützung durch zusätzliche Maurer-, Holzbau- und Dachdeckerfirmen Innenausbau, Wandbehandlung und ökologische Dämmung u.a. mit Produkten der Firmen Kreidezeit und steico im Jahr 2011 abgeschlossen werden konnte, fehlen noch kleine aber wichtige Schlussarbeiten an Fassadenputz und Dachanschluss, um das „Sonnenhaus“ endlich offiziell einweihen zu können.
Ausblick 2012
Neben der Einweihung des Sonnenhauses ist 2012 eine weitere Einweihung geplant:
Eine 20 KW-Photovoltaikanlage wurde noch in den Weihnachtstagen auf dem Dach der Projektwerkstatt installiert – wir müssen sie aber noch für artefact erwerben!
Sie soll damit zum Herzstück unseres wegweisenden Energiemanagement-Konzeptes werden:
mit dieser zweiten Photovoltaikanlage soll im Unterschied zur ersten vorrangig Eigenstrombedarf gedeckt werden, erst dann in´s Netz eingespeist werden.
Die begrenzt vorhandenen Netzaufnahmekapazitäten führen jedoch ohne Zwischenspeichermöglichkeiten temporär zu einer Konkurenzsituation mit der bestehenden Windkraftanlage.
Wir wollen, gern mit wissenschaftlicher Begleitung, herausarbeiten, ob und wie Windstrom zeitweise ökonomisch und ökologisch sinnvoll als Warmwasserheizung eingesetzt oder aber in einem Stromspeicher zwischengelagert werden kann.
Dies ist eine prinzipiell bundes- und europaweit gestellte Herausforderung: wie lässt sich erneuerbare
Energie bedarfsabhängig abrufen und speichern? Auch die Stadtwerke Flensburg prüfen gerade die Option, mit dänischer Windkraft als „Heizstab“ zeitweise den Bedarf an Kohle bzw. begrenzt verfügbarer
Biomasse zu reduzieren. Wir können damit in Ergänzung zur Solarthermienutzung ebenfalls Hackschnitzel
ersetzen, für deren Ernte nur begrenzt Knicks und Kurzumtriebsplantagen verfügbar sind.
Um dieses Projekt zu finanzieren, benötigen wir in Ergänzung und alternativ zu grundsätzlich erhältlichen
Krediten auch Eigenkapital.
Wir hoffen auf die Verlängerung bzw. Neu-Gewährung von zinslosen oder inflationsbereinigten Krediten aus unserem Freundes- und Förderkreis in Höhe von 5.000 oder 10.000 Euro über fünf bis 15 Jahre. Die neue Photovoltaikanlage gilt als auch von Banken akzeptierte Sicherheit, da sie sich über diesen Zeitraum refinanziert. Die zusätzlichen Speicher- und Energiemanagementkosten und -erfahrungen sind jedoch für eine Bank uninteressant, für uns aber der entscheidende Schritt zur kompletten Energiewende!
Längerfristig tragen neue Solaranlage und Heizkosteneinsparung bei besonders zinsgünstiger Finanzierung zur Unterstützung unserer Jugendbildungsarbeit bei, denn jeder spätere „Gewinn“ wird von uns als gemeinnütiger GmbH in den gemeinnützigen Bidungsbereich reinvestiert.
Gern gebe ich Ihnen auf Anfrage genauere Informationen zu Konzept und Finanzen.
Rufen oder mailen Sie mich an!
Weitere Pläne und Perspektiven für 2012 stimmen ebenfalls optimistisch:
Die nächste Tour de Flens soll am 16. Juni, der Solarcup 2012 am 17.Juni gemeinsam mit der naturtec stattfinden.
Wir hoffen gemeinsam mit der Fachhochschule Flensburg und anderen Akteuren im deutsch-dänischen Grenzgebiet in einem EU-geförderten MINT-Projekt Solarenergie als Projektthema nun auch in Sonderborger und andere Schulen tragen zu können.
Im Energie-Erlebnispark sollen bestehende Stationen überholt, Tafeln dreisprachig ersetzt und neue Stationen und Medien etwa zur Ermittlung von CO2- Ausstoß und Einsparmöglichkeiten im Rahmen eines
CO2-Parcours eingesetzt werden.
Das Energiewende-Strategiespiel „Changing the Game“ soll erstmalig in deutsch erstellt und über Multiplikatorenseminare verbreitet werden.
Für Teile der Kofinanzierung sind wir noch auf der Suche nach Ideen- oder Geldgebern.
Für das Gästehaus liegen uns bereits jetzt erfreuliche Buchungszahlen und Anfragen vor: von Vereinsund
Familienfreizeiten über Triathleten- und Urlauberbuchungen bis zu neuen Bildungsurlauben,
Klassenfahrten und Multiplikatorenschulungen für amerikanische oder tansanische Zielgruppen.
Doch auch wir selber brauchen Motivation und Unterstützung, um Vieles weiter und manches noch besser zu machen. Allen haupt- und ehrenamtlichen Unterstützern, ob hier vor Ort bei Geländeentwicklung und Kaffeekochen oder bei der Werbung im Kollegenkreis, ob als Mitglied im Förderverein oder „von Fall zu Fall“ an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für handfeste oder moralische Unterstützung! Bleiben Sie uns gewogen!
Übrigens erhält jedes Fördervereinsmitglied ganzjährig kostenlosen Eintritt im Powerpark.
Mit nur 40 Euro Jahresbeitrag sind Sie schon dabei!