Im Juli verhinderten einige Einreiseauflagen noch das geplante Workcamp, aber im August klappte es dann: Zehn Engagierte kamen ins Glücksburger Zentrum für nachhaltige Entwicklung artefact, um sich über Umwelt- und Klimaschutz in ihren Ländern auszutauschen, sich und die deutsch-dänische Grenzregion kennenzulernen und vor allem, um durch täglich sechs Stunden Arbeit konkret die Aktivitäten des international bekannten Bildungszentrums zu unterstützen und Anregungen und Motivation für das eigene Engagement für die Energiewende daheim mitzunehmen. Dabei waren die Vorerfahrungen der Freiwilligen denkbar unterschiedlich: von jungen Studierenden wie Ahmed aus Istanbul, Perrine aus dem französischen Loire-Tal und Elena aus Pisa über Berufstätige in den Dreißigern bis zum 56-jährigen Campveteranen Kimmo aus Helsinki reichte die Altersspanne, die zu einem regen Austausch führte – und zu ungewöhnlichen Kreationen der täglich wechselnden Küchenteams. Bei geringem Budget, doch mit Unterstützung der Bäckerei Nissen sowie vorhandenem Obst und Gemüse kamen in spanisch-tschechischer oder ukrainisch-deutscher Koproduktion leckerste Gerichte auf den Tisch. Beim Unkrautjäten und Anlegen eines Teichs mit regenerativem Wasserkreislauf ergänzten sich die handwerklichen Kenntnisse des italienischen Geologen Massimo und des Kieler Mathematikers Jan. Info-Pavillons wurden instandgesetzt und Dachrinnen erneuert.
Angesichts alarmierender Appelle der Wissenschaft zum Fortschreiten der menschengemachten Erderhitzung nahmen die Workcamp-Teilnehmer*innen, die 14 Tage lang im Naturerlebnisraum von artefact campierten, gern die Erfahrungen des artefact-Zentrums auf, das sich nicht nur seit 30 Jahren schon mit erneuerbaren Energien versorgt, sondern über Schulklassen, Fachseminare und Urlauber*innen im Klimapark bereits hunderttausende Gäste erreichte. Bei einem Projekttag „Wie kommt die Sonne in die Steckdose?” ergab sich die Gelegenheit, einen Einblick in die Bildungsarbeit zu bekommen. „Das Workcamp hat mir mehr gebracht als die letzten drei Bade-Urlaube zusammen”, meinte eine Teilnehmerin – und genoss nach schweißtreibendem Arbeitseinsatz umso mehr, dass in Glücksburg der Strand auch zum Feierabend noch da ist. Am Wochenende wurde per Rad auch die dänische Seite der Förde erkundet, bevor es nach zwei intensiven Wochen wieder heimwärts Richtung Arbeitsalltag ging. „Aber jetzt habe ich das Wissen und die Energie, um auch zuhause aktiver zu werden”, bilanzierte Campleiterin Jenia aus der Ukraine zum Abschied. Mehr als 500 Workcamp-Teilnehmer*innen kamen über den Service Civil International, die mit 100 Jahren wohl älteste Freiwilligenorganisation Europas, in den letzten Jahrzehnten nach Glücksburg.