Wer meinte, junge Leute engagieren sich nur für Klimaschutz, wenn dafür
die Schule ausfällt, wurde in den letzten Monaten im Glücksburger
Zentrum für nachhaltige Entwicklung, artefact, eines Besseren belehrt.
Im Juli und August arbeiteten junge Leute aus dem In- und Ausland
jeweils zwei Wochen lang im Energie-Erlebnispark, um Unkraut zu jäten,
Info-Stationen zu erneuerbaren Energien in Stand zu setzen oder neu zu
bauen. Aus Mexiko, Taiwan und Vietnam kamen die weitest Angereisten, die
Jüngste war die 16jährige Melina aus Dresden, während die 56jährige
Yulia aus der Ukraine bereits Erfahrungen aus vier anderen Workcamps
mitbrachte. “Außer der Möglichkeit, andere engagierte Leute
kennzulernen, bin ich besonders interessiert an erneuerbaren Energien,
denn das ist noch relativ neu in der Ukraine.” begründete sie ihre
Anmeldung. Dass der Verein artefact schon 1986 kurz nach der
Atomkraft-Katastrophe im ukrainischen Tchernobyl gegründet worden war,
um Alternativen aufzuzeigen, erfuhr sie zu ihrer Überraschung beim
ersten Rundgang durch das Zentrum.
Vor abendlichen Ländervorstellungen und Lagerfeuernächten standen aber
täglich sechs Stunden handwerklicher Arbeit auf dem Programm der
Workcamps, die mit der internationalen Organisation SCI durchgeführt
wurden. Während Lorenzo aus Italien mit Esin aus der Türkei  gegen
Unkraut und invasive Pflanzen ankämpfte, fuhren Katarina aus Serbien und
Diana aus Mexiko mit der Schubkarre Erde zum Anlegen eines Weges zu
einem neuen Hochteich, mit dem die Wasserkraftnutzung in Norwegen
gezeigt werden soll. Derweil verlegten Andres aus Spanien und
Campleiterin Nina aus der Ukraine Pflastersteine für den Fußboden des
sunfire-Solarkochers.  Trotz des knappen Verpflegungsbudgets, das dank
der Unterstützung durch die Bäckerei Nissen bei Brotwaren entlastet
wurde,  toppten die gemeinsamen Mahlzeiten mit täglich wechselnden
interkulturellen Kochteams so manches Sterne-Restaurant. Von veganer
Tortilla extra-scharf bis Tofu in Kakao-Pfefferminz-dressing  reichte
die Karte. Bei Ausflügen nach Flensburg und Wanderungen um Holnis und
zur Mühle “Hoffnung” in Munkbrarup wurde auch die Umgebung erkundet.
Rechtzeitig zum Workcamp-Abschluss konnte am “Norwegen-Speicher” dann
eine kleine Durchlaufturbine in Betrieb gesetzt werden, die fortan den
Besuchern des Energie-Erlebnisparks zeigen soll, wie nach Fertigstellung
der “Nordlink”-Stromleitungen nach Skandinavien in Wasserkraft
umgewandelte Windenergie aus Schleswig-Holstein auch Wochen später bei
Flaute genutzt werden kann. Voller neuer Eindrücke und Freundschaften
machten sich die Teilnehmer auf die Rückreise in ihre Heimatländer, in
denen noch viele Potentiale genutzt werden können: “Was wir hier im
Kleinen gesehen haben, gilt es nun auch zuhause umzusetzen- denn der
Klimawandel wartet nicht. ” waren sich die Teilnehmer beim
Abschlussabend einig.