artefact wird 30: Grundsteinlegung  des Zentrums für nachhaltige
Entwicklung war am 4.Oktober 1989

Seit Monaten diskutieren Politik und Medien intensiv über
CO2-Zertifikate und Besteuerung, den Einsatz erneuerbarer Energien und
Technologietransfer in Länder des Südens. Die Schülerinitiative
fridays-for-future, aber auch Katastrophen wie karibische Hurricans und
brennende Wälder von Brasilien bis Sibirien heizen Entscheidungsträgern
auf Klimagipfeln ein, um endlich aktiv zu werden. Dabei sind die
Ursachen und Gegenmittel zur Erderwärmung schon lange bekannt.

In Glücksburg an der Flensburger Förde rennen die Schüler mit ihren
Forderungen offene Türen ein, denn dort wurde bereits vor 30 Jahren
damit begonnen, Lösungswege für umwelt- und sozialverträgliches Leben zu
entwickeln. Am 4. Oktober 1989 war die Grundsteinlegung eines Tagungs-
und Gästehauses, das  von dem Verein “artefact” betrieben werden sollte:
“appropriate rural technologies Flensburg alternative cooperation team”
ist die ausgeschriebene Fassung des Namens, der auf den internationalen
Erfahrungshintergrund der Gründer hinweist: Technikerinnen und Pädagogen
mit mindestens fünf Jahren interkultureller Erfahrung trafen sich in
einem Studiengang der damaligen Pädagogischen Hochschule Flensburg und
erkannten, dass sich in den fehlentwickelten Ländern des Nordens
Wesentliches ändern muss, um dem Resourcenverbrauch und längst
bewiesenen menschengemachten Klimawandel Einhalt zu gebieten und
überhaupt erst Vorbild für andere Länder werden zu können. Der 1986
gegründete Verein pachtete im benachbarten Glücksburg zwei Hektar Land,
um darauf ein Fortbildungszentrum  zu errichten, das mit lokalen
Baustoffen, Energiequellen und internationalem Know how
standortgerechtes Bauen exemplarisch darstellt und vermittelt. Der
Grundstein selber “wurde aus gepressten ungebrannten Lehmsteinen gelegt,
die Fugen mit Lehmmörtel verschmiert.” vermeldete das Flensburger
Tageblatt nach der Grundsteinlegung durch Landrat Kamischke.  Neben dem
lokalen Baustoff Lehm als Wandbaustoff gingen zehntausende zerkratzter
aber stabiler Bier- und Krankenhausflaschen in das Fundament, um Beton
zu sparen und besser zu dämmen, getrocknetes Seegras vom Ostseestrand
wurde als Kerndämmung im Dachstuhl verwendet. Wenige Jahre später wurde
das Zentrum als Referenzprojekt der bundesweiten Studie “Zukunftsfähiges
Deutschland” ausgewählt.  Aus mehreren Ideen der oftmals als Öko-Spinner
verlachten Pioniere entstanden im Laufe der Jahrzehnte Firmen in der
Region. “Derzeit drehen wir mit dem Rat für nachhaltige Entwicklung der
Bundesregierung einen Film über schleswig-holsteinische Betriebe, die
ökologische Baustoffe und Konzepte vermarkten.” kommentiert der
Geschäftsführer der gemeinnützigen artefact GmbH, Werner Kiwitt, die das
Zentrum seit 19 Jahren betreibt: “Vor 30 Jahren war es noch eine vage
Hoffnung, einmal genügend erneuerbare Energien für Selbstversorgung und
Netzeinspeisung produzieren zu können. Heute weiß Jeder, dass es keinen
Mangel an Energie gibt, sondern an privatem und politischen Handeln.
Deshalb freuen wir uns, nun unsere Erfahrungen mit dem neuen Schwung von
fridays-for-future verbinden zu können.” Zum Zentrum gehört ein
ungewöhnliches Tagungs- und Gästehaus, Deutschlands erster
Energieerlebnispark und ein Naturerlebnisraum mit Nutzungen von Solar-
Wind- und Wasserkraft und Biomasse. Projekttage für Schulen, Wettbewerbe
wie der Schleswig-Holstein Solarcup und die grenzübergreifende Infofahrt
“Tour de Flens”gehören zu den regelmäßigen Bildungsangeboten des
Zentrums. Mehr unter www.artefact.de.